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Du und ich und die Ataxie – Partnerschaft und eine chronische Erkrankung

Der Begriff Partnerschaft bezeichnet seit den 1970er Jahren alle auf Dauer angelegten sozialen und sexuellen Beziehungen, und zwar ohne Ansehen der Rechtsform der Beziehung und ohne Ansehen der sexuellen Orientierung und der Haushalts- und Wohnverhältnisse der Beteiligten. Im Kern geht es um Ehen, eingetragene Partnerschaften, eheähnliche Gemeinschaften, feste Liebesbeziehungen, Lebensgemeinschaften, Beziehungen von Paaren ohne gemeinsamen Haushalt und Fernbeziehungen.

Vorstellbare Konstellationen

Diagnose einer Erkrankung in der Partnerschaft:

Zwei Menschen beschließen gemeinsam durchs Leben zu gehen – beide zweifeln nicht an ihrer Gesundheit. Eines Tages stellt sich aber heraus, dass einer von beiden Partnern an einer Ataxie leidet.

  • Will man diese Diagnose annehmen und dennoch in Gemeinschaft leben?
  • Traut sich der „Gesunde“ zu sagen, dass er sich ein gemeinsames Leben nicht vorstellen kann?
  • Besteht ein Kinderwunsch – will man den realisieren, auch, wenn sich die Erkrankung möglicherweise vererbt?
  • Wieviel Hilfe kann man geben, wieviel ertragen?
  • Welche gegenseitigen Erwartungen bestehen, ist man in der Lage, eigene Positionen mitzuteilen?
  • Welche Rollenerwartungen in Bezug auf Männer oder Frauen hat jeder der Partner?

Diagnose einer Erkrankung in der Partnerschaft mit Kindern:

Möglicherweise starten zwei Menschen ungestört und vermeintlich gesund in ein gemeinsames Leben. Es werden Kinder geboren. Lange Jahre danach stellt sich heraus, dass ein Partner eine Ataxie und diese auch an mindestens ein Kind vererbt hat.

  • Fühlt sich das erkrankte Elternteil schuldig?
  • Wie belastet wird die Partnerschaft, wenn die Diagnose gesichert ist?
  • Welche Folgen haben die Symptome der Erkrankung, wenn die Selbständigkeit abnimmt (Nahrung anreichen, Sexualität, Toilettengänge etc.)?
  • Welche Auswirkungen ergeben sich finanziell (Erwerbsminderung, Berentung etc.)?
  • Was bedeutet eine Scheidung in der Konstellation, dass einer erkrankt und einer gesund ist?
  • Will man Absprachen, Regeln etc. miteinander treffen, um das Zusammenleben zu erleichtern (wieviel Pflege kann man übernehmen, wieviel Freiheit dem Gesunden zubilligen?)?

Glücklicherweise haben sich in den letzten Jahren unterschiedliche Konstellationen für das Zusammenleben im Allgemeinen und in Besonderen ergeben. Jedes Paar sollte, das für sie passende Modell für sich auswählen. Es kann hilfreich sein, wenn man sich einem Paartherapeuten als „neutrales“ Medium anvertraut. Es kann eine große Unterstützung sein, wenn die Kommunikation professionell unterstützt wird. "Es ist ganz wichtig, gut für sich selbst zu sorgen. Sodass auch der Helfer sich Hilfe suchen darf, damit er das nicht alles allein meistern muss."  Linda Mitterweger (Psychologin und Paartherapeutin)

Der Hausarzt oder der Neurologe sind in der Regel nur bedingt hilfreich bei der Durchleuchtung dieser komplexen und sehr wichtigen Problematik.